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Gemeinsam beten statt Grenzen schließen

Freitag, 17.08.2018, Universität

Religionswissenschafterin untersuchte in ihrer Diplomarbeit das Zusammenleben österreichischer und afghanischer Familien und fand Verbindendes in Glaubensfragen

In ganz Europa sind Geflüchtete zum Feindbild und Spielball der Politik geworden. Unbeteiligte entscheiden an Schreibtischen über Menschenleben. Religionswissenschafterin Katharina Kaineder wollte der medialen Berichterstattung über das Thema die Sichtweise von Betroffenen entgegenhalten und recherchierte für ihre Diplomarbeit Erfahrungen von oberösterreichischen DorfbewohnerInnen, die afghanische Familien in ihre Häuser aufnahmen.

„Es war genial, aber es war ein Wahnsinn“, lautet der Titel ihrer Abschlussarbeit, der die Erlebnisse der GastgeberInnen zusammenfasst. „Die österreichischen Familien empfanden das Zusammenleben als große Bereicherung, waren aber auch mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert“, berichtet Kaineder. Das Einfühlen in die jeweils andere Kultur und Denkweise, in gesellschaftliche Rollenbilder und besonders der Umgang mit Nähe und Distanz in der persönlichen Kommunikation stellten solche Hürden dar. Wo gerade am Anfang sprachliche Barrieren die Kommunikation erschwerten, waren just die unterschiedlichen Religionen ein Weg, zusammenzufinden. „Einer meiner Interviewpartner betete regelmäßig mit seinen afghanischen MitbewohnerInnen und lernte im Ramadan muslimische Bräuche kennen“, erzählt die Absolventin. „Ebenso feierten die Flüchtlinge mit ihren QuartiergeberInnen Weihnachten und andere Feste.“ Durch die Auseinandersetzung mit dem Islam reflektierten die ÖsterreicherInnen ihre christliche Tradition und fanden einen neuen Zugang zum Glauben.

Die Anwesenheit der afghanischen Familien wird auch im Ort als Bereicherung erlebt, erhöht das Verständnis für andere Lebenswelten und weckte das Interesse für die politische Situation im mittleren Osten. Was die Betroffenen vermissen, ist Hilfestellung seitens der österreichischen Regierung bei bürokratischen Angelegenheiten, Sprachkursen und ähnlichem. Außerdem sind die lange Verfahrensdauer und die damit verknüpfte Unsicherheit über das weitere Schicksal eine enorme Belastung für alle.

„Die ausgezeichnete Arbeit zeigt, dass Integration kein Kinderspiel ist, sondern viel Geduld und Einfühlungsvermögen von beiden Seiten voraussetzt. Gerade in Familienverbänden und dörflichen Strukturen kann sie aber hervorragend gelingen. Vieles wäre einfacher, wenn die Politik diese Menschen unterstützte, die sich auf so ein Engagement einlassen“, resümiert Diplomarbeitsbetreuerin Ulrike Bechmann vom Institut für Religionswissenschaft der Universität Graz.

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