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Ankommen

Freitag, 08.04.2022, Forschen, Universität

Wie finden junge Geflüchtete ihren Platz in der Schule? Erziehungswissenschafter Rudolf Egger zählt die Erfolgsfaktoren auf

Mehr als 5000 junge UkrainerInnen wurden mittlerweile an Österreichs Schulen aufgenommen. Doch was braucht es, damit die geflüchteten Kinder und Jugendlichen tatsächlich im heimischen Bildungssystem ankommen? Erziehungswissenschafter Rudolf Egger nennt Faktoren, die für eine gelungene Eingliederung ausschlaggebend sind:

Eltern freispielen
Eine Fluchterfahrung löst enormes Schutzverhalten der Eltern aus. Aus diesem Kokon müssen sich Eltern und Kinder wieder langsam lösen, dafür brauchen sie einen sicheren Raum. Das heißt, wir müssen die Mütter in die Gesellschaft, die Jungen ins Bildungssystem einbinden. Kindergarten und Schule sind verlässliche Orte der Sozialisation.

Arme aufmachen
Kinder haben zwar große Selbstheilungskräfte, abhängig vom Alter brauchen sie dennoch eine Möglichkeit, das Erlebte zu bearbeiten. Vor allem im Erzählen liegt eine unvorstellbare Kraft. Zeichnen und Spielen können ebenfalls Ventile sein – oder wenn es gebraucht wird, auch Schweigen oder psychotherapeutische Unterstützung.

Muttersprache berücksichtigen
Integration passiert über Sprache. Deutschkurse ja, doch auch die Sprache, die sie mitbringen, sollen sie nicht verleugnen müssen. Es gibt genügend qualifizierte Geflüchtete, die als BetreuungslehrerInnen den deutschsprachigen Unterricht begleiten können.

Auf die richtige Dosis achten
Wir müssen darauf schauen, wie viel unser Schulsystem verträgt. Das bedeutet, sowohl die Geflüchteten als auch jene im regulären Unterricht sozial und emotional nicht zu überfordern. Zudem müssen wir die ländliche Region im Auge behalten, damit sich nicht alles in den Städten konzentriert. Im ländlichen Raum wird Integration oft intensiv und gewinnbringend gelebt.

Raum schaffen
Wichtig ist es, soziale Begegnungsflächen in den Bildungseinrichtungen zu schaffen, wie zum Beispiel die gemeinsame Jause oder andere Begegnungsräume, die nicht so sehr an Noten interessiert sind. Der Nachmittagsunterricht ist dafür sicher besser ausgerichtet. Neben der Schule findet Integration aber vor allem am Wohnort statt. Große Quartiere in Hallen bieten zwar Schutz, sind gleichzeitig Zeichen einer Ausnahmesituation. Daher müssen wir die individuellen Bedürfnisse berücksichtigen.  

Wissenschaft stärken
Flucht und Integration werden in der Bildungswissenschaft derzeit kaum umfassend behandelt. Es braucht nicht nur Konzepte, sondern ForscherInnen müssen stärker in die Gemeinden und Regionen schauen, um zu begreifen, was Menschen hier brauchen.

Rudolf Egger ist Erziehungswissenschafter sowie Dekan der Umwelt-Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät.
Foto: Uni Graz/Kanizaj

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